Takeover: Wie Reisen deine Ideen mobilisieren können
Hallo zusammen!
Aufmerksame Leser unter euch haben vielleicht gemerkt, dass ich schon lange nichts mehr geschrieben habe.
Das liegt daran, dass ich gerade auf Reisen bin. Mag paradox klingen, dass ich gerade jetzt über Ideen schreibe, wo ich doch anscheinend keine Ideen zum Blog beigetragen habe. Stimmt, aber ich habe Ideen gesammelt und werde nun mit euch teilen, wie Reisen euch dabei helfen können. Und damit meine ich nicht, dass ihr alle nach Argentinien reisen sollt (was aber eine gute Idee wäre), sondern es können auch kleine Reisen sein. Gerade in Europa ist es einfach, mit einem Zugticket in ein neues Land zu gelangen oder auch einfach eine neue Stadt. Jedes Erlebnis an einem Ort, den ihr nicht kanntet, gilt.
1. Neue Kultur
Eine neue Kultur bereichert euch in etlichen Weisen. Zum Beispiel, um eine neue Welt zu erschaffen. Wenn ihr eine neue Kultur kennenlernt, lernt ihr, was andere Leute so alles anders machen. Ihr lernt Unterschiede kennen oder merkt, dass gewisse Dinge gar nicht so selbstverständlich sind, wie ihr vielleicht dachtet. Damit könnt ihr arbeiten. Denn diese Unterschiede könnt ihr ausnutzen, um eurem Buch eine neue Kultur zu verpassen. Das kann natürlich im Bereich ScienceFiction oder Fantasy sein, aber genauso ist es wichtig, dass euer Liebesroman einen eigenen Touch bekommt.
Oder einen neuen Schauplatz.
2. Neue Leute
Das ist nicht ganz dasselbe wie eine neue Kultur, wenn auch damit verbunden. Neue Leute kennenzulernen ist perfekt, um eure Charakteren aufzupeppen – und je anders die Leute sind, desto besser. Ihr lernt neue Umgangsformen kennen,
neue Charakterzüge und neues Aussehen.
3. Reisegeschichten
Wenn ihr eine Reisehandlung schreibt, ist es beinahe unvermeidbar, dass auch ihr reist. Mit Reisehandlungen meine ich Bücher im Stil von “Herr der Ringe” oder “Magie der Namen”, in denen die Haupthandlung aus einer Reise besteht. Und wie wollt ihr wissen, wie eine Reise sein kann, ohne gereist zu haben? Natürlich kann man es etwas nachempfinden, aber die Vorstellung ist nie dasselbe wie die Realität. Eine Reise hilft euch da also enorm, euren Horizont zu erweitern – und über euer eigenes Erlebnis zu schreiben.
4. Anpassung und Empathie
Wenn man längere Zeit in einem fremden Land verbringt, muss man sich wohl oder übel anpassen. Man übernimmt gewisse Gewohnheiten und gewöhnt sich an die Sitten. Plötzlich macht man Dinge, die man zuvor nie getan hätte. Und so lernt man nicht nur sich anzupassen, sondern auch Empathie mit dem Gegenüber.
Warum das fürs Schreiben so wichtig ist? Ihr müsst Empathie haben mit eurem Protagonisten. Ihr müsst euch in euren Protagonisten hineinversetzen können und euch an ihn, seine Sitten und Gewohnheiten anpassen.
5. Ideen werden umstrukturiert
Vielleicht hattet ihr, bevor ihr auf eine Reise gegangen sind, eine Idee im Kopf. Einigermassen ausgereift, bald bereit zu schreiben. Ihr habt schon einige Bilder dazu kreiert und fühlt euch sicher.
Doch dann kommt diese Reise. Und eure Idee gerät ins Wanken. Plötzlich wollt ihr einen anderen Schauplatz wählen und eigentlich würde es auch passen, wenn die Frau mit der Panflöte da drüben in eurem Buch auftauchen würde.
Ja, Reisen können eure Ideen umstrukturieren und das ist auch gut so! Ein neuer Ort kann ein neuer Schauplatz werden und ein neuer Platz, den ihr seht, wird die Inspiration für den ersten Kuss in eurem Buch.
Lasst solche Änderungen zu! Verschließt eure Geschichten nicht, wenn ihr sie mal geplant habt, sondern erlaubt ihr neue Formen anzunehmen.
6. 100% Neu
Wenn ihr einen neuen Ort besucht, habt ihr die 100%-ige Sicherheit, dass ihr etwas Neues sehen werdet. Die Sicherheit habt ihr immer! Hier könnt ihr einfach den neuen Ort genießen und euch dabei inspirieren lassen – und sei es passiv! Ich sage nicht, dass ihr das nächste Mal mit einem Notizblock in der Hand durch Paris rennen müsst, aber haltet die Augen etwas offen und lasst euch inspirieren.
7. Reisegeschichte
Im Zweifelsfall kann auch die Reise selbst zu einer Geschichte werden. Etliche Bücher entstanden auf die Weise, dass die Autoren ihre Reise erzählen wollten. Sei es autobiographisch oder einfach daraus inspiriert. Also auch das kann
durchaus eine Überlegung wert sein.
In der Tat möchte auch ich vieles, das ich auf meiner Reise erlebe, wiederverwenden. Einerseits den Ort und die Leute, welches mir beides sehr gefällt (Buenos Aires, Argentinien) und andererseits vielleicht sogar etwas
Persönliches 😉
Ich wünsche euch also schöne Reisen und tolle Ideen!
Und hier noch ein Bild von einem Haus, das ich in La Boca, Buenos Aires gesehen habe.

Lesen ist die Reise für diejenigen, die keinen Zug nehmen können.
Dieser Post im #Sweekkeeperblog kommt von eurer SweekKeeperin Delia @DeliaMunoz. Sie schreibt gerne Fantasy oder Mischgenres.
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Takeover: So strukturiert man seine Ideen
Dieser verdammte Geistesblitz, warum nur, muss er immer ausgerechnet zu den schlechtesten Zeitpunkten kommen? Während der Schule/ Uni/ Arbeit, während eines Dates, beim Schauen eines Lieblingsfilms oder gar wenn man gerade an einer anderen Geschichte arbeitet. Was kann man nur in solchen Momenten tun?
Sobald es irgendwie geht, empfehle ich euch, schreibt eure Ideen auf. Schnelligkeit ist hier ein wirklich wichtiges Stichwort, denn wir sind leider vergesslich. Der eine mehr als der andere, aber jedem/-er von uns entfallen mal Dinge. Besonders gerne sind es Details, manchmal aber auch mehr. Und seien wir mal ehrlich, wie ärgerlich ist es bitte, wenn man eine gute Idee hatte und weiß, dass man sie hatte und einfach nicht mehr darauf kommt. Also: Aufschreiben! Und wenn es nur ein Schlüsselwort ist. Dafür ist fast immer Zeit. Wenn ihr mal keinen Zettel parat habt, dann benutzt einen alten Kassenbon, eure Hand, die Notizen-App eures Handys oder textet eure besten Freunde/-innen auf WhatsApp zu.
Besonders wenn ihr gerade spazieren geht oder aus anderen Gründen gerade nicht die Zeit oder Muße habt, eure Gedanken schriftlich auszuformulieren, bieten sich auch Sprachaufnahmen sehr gut an. Beinahe jedes Handy besitzt ein Diktiergerät. Ansonsten könnt ihr aber auch hier wieder Sprachnachrichten an Bekannte senden.
Damit sind wir auch schon beim nächsten Punkt angelangt. Wie bekomme ich Ordnung in mein Gedanken-Wirrwarr? Bei mir hilft es immer extrem, wenn ich jemand anderem gegenüber erkläre, was ich machen will. Schon alleine deshalb, weil ich ja möchte, dass die andere Person es versteht, bringe ich beinahe automatisch mehr Struktur in das Ganze. Wenn die Person dann auch noch hin und wieder Fragen stellt, oder Anmerkungen macht, dann hilft es sogar noch mehr. Am besten funktioniert das natürlich, wenn man sich trifft, oder telefoniert, aber Sprachnachrichten sind auch okay. Das reine Schreiben zeigt bei mir persönlich jedoch weniger Effekt.
Ein weiterer Helfer zur Organisation können Klebezettel sein, auf denen ihr eure Schlüsselworte sammelt. Diese könnt ihr entweder überall in der Wohnung verteilen oder an eine einzelne Wand hängen. Wenn ihr die Schüsselworte dann immer und immer wieder seht, denkt ihr gezwungenermaßen immer wieder über eure Ideen nach. Irgendwann bildet sich dann meistens von selbst eine Reihenfolge. Dann könnt ihr auch anfangen die Klebezettel zu sortieren.
Habt ihr dann wirklich schon eine sehr konkrete Idee, kommt es darauf an, wie lang eure Geschichte werden soll.
Soll es eine Kurzgeschichte werden, dann empfehle ich euch, einfach mit dieser anzufangen. Wollt ihr allerdings eine Novelle oder einen Roman schreiben, dann schreibt ebenfalls zunächst einmal eine (lange) Kurzgeschichte. Schreibt alles auf, was euch einfällt. Wenn ihr das getan habt, dann könnt ihr besser schauen, wo es sich lohnt neue Kapitel anzufangen und ihr könnt eure Kapitel allgemein viel besser konzipieren.
Geht ihr ähnlich vor, wie ich es hier beschrieben habe? Oder doch ganz anders? Im letzteren Fall schreibt gerne in die Kommentare, wie ihr es macht.
Dieser Post im #sweekkeeperblog kommt von eurer SweekKeeperin Eve @writtenbetweenthelines. Sie schreibt gerne Poesie.
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Takeover: So schreibt man eine gute Kurzgeschichte
Eine fesselnde Kurzgeschichte zu schreiben ist schwierig. Denn je kürzer ein Text ist, desto schneller
muss man direkt ins Geschehen einsteigen, damit der Leser das Interesse nicht verliert. Aber wie
lang darf eine Kurzgeschichte dann sein? Es gibt keine konkrete Zahl, die besagt, wie viele Wörter eine
Kurzgeschichte beinhalten darf. Es sind die Merkmale, die eine Kurzgeschichte ausmachen.
Merkmale einer Kurzgeschichte
Umfang: Wie im Namen der Textsorte enthalten, sollte die Länge der Geschichte kürzer als ein Buch ausfallen: maximal einige wenige Seiten.
Inhalt: In einer Kurzgeschichte geht es um einen bestimmten Moment, den der Protagonist erlebt. In einem
Roman zieht sich das Ganze über Monate oder Jahre.
Beginn: Man steigt unvermittelt in das Geschehen bzw. in den Moment ein. Es gibt keine langen Einleitungen.
Möchte man dem Leser zuerst alle Zusammenhänge der Geschichte erklären, dann gehört die Idee
nicht in eine Kurzgeschichte, sondern in einen Roman. Die ersten paar Sätze in einer Kurzgeschichte
sind wichtig, denn sie entscheiden, ob der Leser Interesse hat oder nicht.
Ende: Der Schluss bleibt meistens offen, da es nur ein Moment ist, den man beschreibt. Es muss nicht alles
erklärt werden und der Leser soll zum Nachdenken angeregt werden.
Figuren: Die Anzahl der bestehenden Figuren ist nicht groß. Da man außerdem nicht so viel Spielraum hat, auf
die verschiedenen Charaktereigenschaften einer Figur einzugehen, bleibt sie meistens eher oberflächlich.
Hintergrund: Der Leser muss zwischen den Zeilen lesen, da man in einer Kurzgeschichte nicht so viele Erklärungen
vorfindet, wie in einem Roman. Meistens muss man sich sowohl die Vorgeschichte als auch das, was
nach dem Ende passiert, selbst zusammenreimen.
Sprache: In Kurzgeschichten sind Andeutungen, Mehrdeutigkeiten oder unzählige Metaphern nicht selten.
Dieses »zwischen den Zeilen lesen« ist für Autoren als auch für Leser schwierig. Aber in
Kurzgeschichten sind es die Dinge, die eben nicht aufgeschrieben werden, ausmachend für eine
Kurzgeschichte. So lässt man den Lesern noch mehr Interpretationsfreiheit.
Wie schreibe ich nun eine gute Kurzgeschichte?
Thema: Wie bei jeder Geschichte muss man sich für ein bestimmtes Thema entscheiden und eine Idee
entwickeln.
Was ist die Moral der Geschichte? Was möchte ich den Lesern vermitteln? Welches Genre?
Figuren: Die Figuren sind fast die wichtigsten Elemente einer guten Kurzgeschichte.
Wie viele Figuren kommen vor und in welcher Beziehung stehen sie zueinander?
Handlung: In einer Kurzgeschichte hat man keine Zeit für Einleitungen. Also sollte man sich überlegen, wie man
es schaffen könnte, der Kurzgeschichte gewisse Leerstellen bzw. Interpretationsfreiraum zu lassen,
gleichzeitig aber auch eine Grundstruktur zu schaffen. Hierbei ist es wichtig zu erwähnen, dass nicht
zu viel passieren sollte. Denn es ist immer noch eine Kurzgeschichte.
Wie ist der Aufbau der Erzählung? Welches Ereignis findet statt?
Ort und Zeit: In einer Kurzgeschichte gibt es normalerweise keine Rückblendungen oder Zeitsprünge, sondern alles passiert in einem Moment.
Wo/Wann spielt die Geschichte?
Erzähler: Manchmal passt es mehr, den Ich-Erzähler zu wählen. Manchmal aber auch den Er-/Sie-/(Es-) Erzähler. Das sollte der Autor der Geschichte selbst bestimmen. Wählt man jedoch den Erzähler, der
das Ganze von außen betrachtet, sollte man noch entscheiden, ob der Erzähler kommentierend und
allwissend, personal (an eine Figur gebunden) oder neutral ist.
In der Kürze liegt die Würze
Kurzgeschichten zu schreiben hilft einem zu lernen, sich kurz zu fassen. Schafft man es, eine kurze
und spannende Kurzgeschichte zu schreiben, dann hat man eine Kunst erlernt. Denn lang fassen kann
sich jeder. Aber aus nur wenigen Sätzen eine Geschichte zu schreiben, die auch noch einen richtigen
Twist zum Ende hin enthält, schafft nicht jeder. Wenn man Kurzgeschichten schreibt, lernt man den
Umgang mit wenigen Worten, vor allem auch, wenn man sich ein gewisses Limit setzt. Außerdem
lernt man, die Atmosphäre schneller einzufangen und den Sätzen mehr Leben einzuhauchen.
Wenn du dich selbst gerne einmal testen möchtest oder wissen willst, wie eine gute Kurzgeschichte aussieht, schau hier beim Sweek Kurzgeschichten Wettbewerb vorbei. Dort kannst du mit viel Kreativität und Originalität eine Kurzgeschichte in unter 250 Wörtern verfassen oder alte Kurzgeschichten finden, die schon Wettbewerbe gewonnen haben!
Dieser Post im #sweekkeeperblog kommt von eurer SweekKeeperin Blerta @blerta__. Sie schreibt gerne Kurzgeschichten, Young Adult und Fantasy.
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Takeover: Wissenswertes zum Nebencharakter
Ihr lest ein Buch und da tritt er in Erscheinung…Der Protagonist. Im Laufe der Story wird
euch aber immer mehr bewusst, dass er es nicht schafft, euer Herz zu erobern. Euch nervt die
Art, sein Handeln, seine Aussagen. Irgendwas, dass euch dem Protagonisten nicht
näherbringt. Er soll vor eurem Herz stehen bleiben. Nun, da gibt es diesen einen anderen
Charakter, er hat keine häufigen Auftritte und doch trifft euch seine Art mitten ins Herz. Das
kann in jeder Story, in jedem Buch passieren.
Mit diesem Blogbeitrag möchte ich mich genau denen widmen, die vielleicht nicht immer
einen großen Auftritt haben aber doch auch zum Liebling eines Lesers werden können:
den Nebencharakteren.
Aber was zeichnet einen guten Nebencharakter aus?
Das sind jetzt meine Ansichten, jeder kann hier anders denken, andere Vorstellungen haben.
Ich habe gerne einen Nebencharakter, der den Protagonisten hilft, ihm aber auch Grenzen
aufzeigt. Er soll nicht einfach nur ein Ja-Sager sein oder ein -ohne Gehirn Mitläufer-.
Trotzdem hat er eine Beziehung mit dem Hauptcharakter. Entweder von Beginn an, als
Beispiel Freunde oder Familie, oder die Beziehung entwickelt sich im Laufe der Story.
Freundschaft, Hass oder Liebe. Ja all das kann passieren.
Am liebsten habe ich es, wenn selbst der Nebencharakter eine spannende und interessante
Geschichte hat. Das kann eine Hintergrundgeschichte sein, etwas, was ihn auszeichnet und
seinen Charakter geformt hat. Oder er weiß mehr, als er zu Beginn zugibt. Menschen und
somit auch Charaktere in Büchern sind komplex, jeder ist anders und so sind es auch die
Sichtweisen.
Mir persönlich ist es wichtig, dass Charaktere sich gegenseitig unterstützen. Damit meine ich
nicht nur, auf Handlungsebene. Nein, auch auf psychologischer Ebene. Das muss nicht immer
positiv sein. Ein Nebencharakter kann auch negative Emotionen beim Protagonisten
hervorrufen. Doch auch daraus kann man lernen. Vielleicht schafft er es dann, dem
Hauptcharakter wieder bewusst zu machen, worum es geht.
Wenn ein Nebencharakter genau diese Merkmale hat, passiert es schon mal schnell, dass er es
schafft, mich mitzunehmen.
Wie baue ich einen Nebencharakter in meine Geschichte ein?
Da gibt es ganz viele, verschiedene Methoden. Hier muss jeder sich entscheiden, wer ein
fester Nebencharakter bleibt und welche Charaktere nur kurze Auftritte haben sollen. Eine
wäre, ihn bereits von Anfang am Leben des Protagonisten teilhaben zu lassen. Dazu können
Geschwister gehören, Freunde aber auch Personen, von denen man zu Anfang nur den Namen
weiß. Oder sie treten urplötzlich auf.
Weitere Möglichkeit: im Rahmen seines Abenteuers kommen Probleme auf und als Retter
erscheint ein weiterer Nebencharakter. Genau dieser gibt den Ausschlag dafür, dass das
Abenteuer weitergeht. Urplötzlich taucht der Charakter auf.
So wie auch der Protagonist bzw. die Protagonistin ein Aussehen, eine Art und Planung
benötigt, sollte auch der Nebencharakter durchdacht werden. Welche Rolle wird er in der
Story spielen? Was soll er tun? Ist er auf der Seite der Guten oder der Bösen? Ist er ein „grauer“ Charakter, jemand, den man nicht einschätzen kann, was seine Absichten sind? Was
sind seine Absichten? Was für eine Hintergrundgeschichte hat er? Soll man sie erfahren oder
bleibt seine Geschichte im Hintergrund?
So komplex, wie ein Hauptcharakter sein kann, so komplex kann auch einen Nebencharakter
aufgebaut sein. Doch sie gehören zu einer Geschichte dazu. Ohne Nebencharaktere ist eine
Geschichte nicht vollkommen. Daher befasse ich mich auch oft mit ihnen, gebe ihnen das,
was sie benötigten und das, was dem Hauptcharakter fehlt. Für mich sollen Nebencharaktere
meinen Hauptcharakter ergänzen, in positiver und negativer Hinsicht.
Ihr seht also, auch Nebencharaktere können komplex sein, eine Geschichte haben und das
Herz der Leser gewinnen. Manchmal sogar mehr, als es der Protagonist jemals schaffen
könnte. Nehmt euch also Zeit, den Hauptcharakter zu bilden und ihm Nebencharaktere zu
geben, welche eine Ergänzung darstellen. Trotzdem solltet ihr darauf achten, dass sie dem
Protagonisten nicht komplett das Rampenlicht stehlen.
Doch Mühe solltet ihr euch trotzdem geben. Nebencharaktere können die Geschichte auf den
Kopf stellen, egal ob gut oder schlecht. Sie sind ebenfalls ein Teil eurer Story. Also gebt auch
ihnen die Möglichkeit, zumindest etwas zu scheinen. Vielleicht schaffen sie es ja dann auch,
die Herzen eurer Leser zu gewinnen.
Viel Spaß beim Planen!
Dieser Post im #sweekkeeperblog kommt von eurer SweekKeeperin Yessi @Yessi. Sie schreibt gerne Fanfictions und Fantasy.
Du hast die Ankündigung des SweekKeeper Takeovers verpasst? Schau hier vorbei, um einen Überblick über die Autoren und die Themen zu bekommen.
10 Schreibtipps von der SweekStars Gewinnerin 2017
Letztes Jahr hat Julia aka JellyFox88 die Sweekstars 2017 gewonnen. Hier hat sie für euch ihre besten Schreibtipps zusammengefasst – falls ihr ihre Gewinnergeschichte von den Sweekstars 2017 lesen möchtet, schaut hier (Digital) oder hier (Buch) vorbei.
Es gibt viele Möglichkeiten sich Schreibtipps zu besorgen. Zahlreiche Websites versuchen
einen Einblick in den Schreibprozess zu geben, in Autorenforen kann man sich Hilfe in der
individuellen Schreibsituation holen und Plattformen wie Sweek bieten die Chance direktes
Fan-Feedback zu erhalten. Die Leser*innen werden direkt in den Schreibprozess einbezogen
und Autor*innen können sich gegenseitig beobachten und helfen. Dabei haben wohl alle
ihre ganz persönlichen Vorlieben, Stärken und Schwächen. Die folgenden zehn Punkte geben
einen Einblick in Dinge, die mir beim Schreiben einer Geschichten immer wieder begegnen,
Kopfzerbrechen bereiten oder gezielt weiterhelfen.
#1. „Die Idee“ versus „der Plot“
Jeder Schreiberling kennt das: Man hat eine Idee im Kopf, von der man felsenfest
überzeugt ist. Wenn man daraus jedoch eine Geschichte machen will, braucht es
einen handfesten Plot. Vielleicht gibt es sogar schon den Anfang, das Ende und die
grobe Handlung. Aber meistens reicht das nicht für eine Story in Buchlänge aus.
Zusätzlich kann es dazu kommen, dass man doch noch etwas einbaut oder gar wieder
löscht. All das führt zu Stolpersteinen beim Schreiben. So lange man bei den Dingen
bleibt, die einem deutlich vor Augen sind, läuft es gut. Doch an anderen Stellen stockt
es und wird zäh. Im schlimmsten Fall hat man eine Schreibblockade. Daher setzte ich
mich immer erst hin und verfasse eine Zeitlinie, in der die Dinge geschehen. Diese
muss nicht unbedingt der späteren Chronologie des Buches entsprechen, aber sie
hilft mir, den Überblick zu behalten und mich im Fall der Fälle an meine
ursprünglichen Gedanken zu erinnern. Danach versuche ich die Meilensteine der
Geschichte – diesmal chronologisch an der Handlung entlang – in Stichpunkten
aufzuschreiben, an denen ich mich ebenfalls orientieren kann. Erst dann fange ich mit
dem eigentlichen Schreiben an.
#2. Aller Anfang ist schwer
Am schwersten fällt es den Meisten – und auch mir – den Anfang einer Geschichte zu
schreiben. Viele beginnen daher wahllos irgendwelche Kapitel zu verfassen und erst
später in die tatsächliche Reihenfolge zu bringen. Das ist eine Möglichkeit. Ich gehe
jedoch anders an die Sache heran: Es kann vorkommen, dass ich tagelang
verschiedene Ideen eines Anfangs ausprobiere. Häufig gibt es bei meinen
Geschichten einen Prolog, der die Leser direkt in die Geschichte bringt und neugierig
macht. Diesen schreibe ich in verschiedenen Versionen und überlege dann, welcher
für die Story am besten geeignet wäre. Steht dieser Prolog, fällt mir der Rest deutlich
leichter.
#3. Mit Schreibblockaden umgehen
Schreibblockaden sind wohl das Schlimmste, was ein Schreiberling sich vorstellen
kann. Sie treten auf, wenn man sie am wenigsten braucht und treiben einen in den
Wahnsinn. Stunden-, wenn nicht sogar tagelang starrt man auf ein leeres Blatt Papier
oder Textdokument. Vielleicht schreibt man sogar ein, zwei Zeilen, doch es „fluppt“
nicht so richtig. Hier hilft es nicht etwas zu erzwingen oder sich gar Deadlines zu
setzen. Im Gegenteil: Viel besser ist es einfach einige Zeit das Schreiben sein zu lassen.
Damit meine ich nicht, sich faul in die Ecke zu setzen, sondern viel mehr sich
mit anderen Details zu beschäftigen und anderen Fragen rund um die Geschichte
nachzugehen. Wie sollen meine Charaktere heißen, wie alt sind sie, welche
Charakterzüge machen sie aus? Häufig kommt mit der Beantwortung solcher Fragen
auch die Lust zum Schreiben wieder ganz von alleine. Aber Achtung: Auf keinen Fall
von sozialen Netzwerken und Co. ablenken lassen. Das sind wahre Zeitfresser.
#4. Inspiration durch Musik
Ebenfalls hilfreich bei Schreibblockaden, aber auch einfach so, ist Musik. Sie kann
enorm dabei helfen einen Schreibfluss zu bekommen oder Stimmungen in einem zu
erzeugen, die man dann aufs Papier bringen kann. Ich persönlich habe hier
Soundtracks und Musik für Film- und Fernsehtrailer für mich entdeckt. Sie sind von
sich aus schon so komponiert, dass sie eine Geschichte erzählen. Wenn man die
zugehörige Szene jedoch nicht kennt, kann ein jeder hineininterpretieren, was auch
immer er oder sie möchte. So können ganze Kapitel entstehen.
#5. Auf alles vorbereitet sein
Das ist ein Tipp, den ich leider selbst viel zu selten beherzige, aber dennoch
weitergeben möchte. Schreibt alles sofort auf! Auch wenn man glaubt, das weiß man
in einer halben Stunde auch noch: Es wird nicht dasselbe sein. Wörter und Sätze
verschwimmen, Details gehen viel zu schnell wieder verloren. Daher heißt die Devise:
Habt immer ein Notizbuch dabei und schreibt einen Gedanken immer umgehend auf.
#6. Umgang mit Onlineplattformen
Onlineplattformen wie Sweek sind sehr praktisch. Sie ermöglichen einen engen
Kontakt mit der Leserschaft und sorgen im Idealfall für sofortiges Feedback.
Allerdings ist eine Geschichte ein lebendiges Werk. Es wird im Laufe des Schreibens
häufig verändert, in der Reihenfolge verdreht, ergänzt oder gekürzt. Das kann für die
Onlinefans sehr verwirrend sein. Plötzlich fehlt ein Kapitel oder der hinterlassene
Kommentar ist gelöscht. Daher bin ich mit meinen Geschichten immer mehrere
Kapitel im Vorlauf, bevor ich sie veröffentliche. So kann ich sie noch mehrfach
durchgehen und mir sehr sicher sein, dass sie so bleiben wie sie sind.
#7. Loslassen können
Der für mich schwerste Teil im Schreibprozess ist das Loslassen. Wann ist ein Kapitel
wirklich fertig? Muss nicht doch noch etwas optimiert werden? Verstehen die Leser,
was ich meine? Und die schlimmste aller Fragen: Gefällt es den Leuten? All das sind
Dinge, die mich jedes Mal beschäftigen, wenn ich etwas veröffentliche. Dabei ist es
eigentlich ganz einfach. Man sollte zu den Dingen stehen, die man schreibt. Denn
etwas wird niemals allen gefallen, sondern nur einem entsprechenden Publikum.
Wichtig ist nur, dass man selber sagen kann: Ja, das ist von mir und ja, das ist gut so,
wie es ist.
#8. In Charaktere hineinversetzen
Charaktere machen eine Geschichte erst lebendig. Sie sind es, um die sich alles dreht.
Daher sollten sie auf keinen Fall „platt“ sondern mehrdimensional sein. Niemand ist
aus allen Perspektiven wirklich böse oder immer moralisch vollkommen überlegen.
Menschen haben immer Ecken und Kanten. Diese brauchen auch die Charaktere einer guten Geschichte.
Die besten Autoren haben ganze Nebenbücher mit Vorgeschichten zu ihren (Anti-)Held*innen oder
spinnen deren Lebensgeschichte über das Buch hinaus weiter. Dies macht es möglich,
sie sich entwickeln zu lassen. Das sollte jeder/jede Autor*in versuchen. Ich maße
mir nicht an, dass ich das auch nur ansatzweise schaffe, aber ich gebe mein Bestes,
in dem ich mir überlege woher meine Charaktere kommen, auf welchen Weg sie sich begeben
und wo sie einmal enden werden. Dafür brauchen sie gewisse Eigenschaften, die ich in ihre
Verhaltensmuster und Dialoge einbauen.
#9. und #10. Feedback und Mut
Tipp neun und zehn gehören für mich zusammen. Es handelt sich dabei um Feedback
und Mut. Denn beides braucht man, um eine Geschichte besser zu machen. Nur
durch Feedback entdeckt man etwaige Handlungsfehler, kann die Dinge nochmal aus
einer anderen Perspektive betrachten und damit alles zugunsten der Story
optimieren. Um aber an dieses Feedback zu kommen, braucht es Mut. Mut, die
Geschichte jemandem zu präsentieren, der sie möglicherweise vollkommen
auseinandernimmt oder nicht leiden kann. Daher ist es wichtig jemandem zu haben,
dem man vertraut. Dies können unterschiedliche Personen sein, je nachdem, was
man gerade braucht. Ist es einem wichtig auch Form- und Grammatikfehler korrigiert
zu bekommen? Dann sollte die Person auch darin firm sein. Will man das erstmal
komplett Außen vorlassen? Dann braucht es eher einen Bücherwurm, der das Genre
der Geschichte mag und sich darin auskennt. Mir persönlich fällt es unheimlich
schwer meine Geschichten Personen zu zeigen, die ich kenne. Ich habe daher in
diesem Zusammenhang tatsächlich Plattformen wie Sweek für mich entdeckt. Hier
tummeln sich viele Schreiberlinge, die einander wahnsinnig gut helfen können. Es ist
ein guter Weg, wenn man nicht direkt der Familie oder Freunden etwas präsentieren
möchte. Es muss aber auch nicht immer alles online sein. In vielen Städten gibt es
Gruppen, die gemeinsam schreiben und sich gegenseitig helfen. Vielleicht auch in
Eurer Nähe.
Zusammenfassend lässt sich sagen: Nutzt Dinge, die euch im Schreibprozess gut tun,
um Schreibblockaden zu verhindern oder zu überwinden. Gebt der Geschichte einen
sinnvollen Handlungsstrang und euren Figuren Stärken und Schwächen. Habt den
Mut eure Geschichten von jemandem gegenlesen zu lassen und nehmt die Kritik an.
Lasst euch aber nicht so weit reinreden, dass eure Geschichte das verliert, was sie
ausmacht. Steht zu euren Entscheidungen, wenn sie essentiell für die Geschichte
sind.
Hat euch dieser Blogpost gefallen? Dann schaut bei uns in der offiziellen Sweekstory zu den Sweekstars 2018 vorbei und schreibt eure eigene Story!
Takeover: Der Anfang deines Romans
Mit einem lauten Piepen riss der Wecker Mia aus ihrem Schlaf. Murrend tastete sie
nach der Schlummertaste und legte sich das Kissen über ihr Gesicht, weil ihr das
Sonnenlicht, das unter ihren Vorhängen hindurchschien, in den Augen wehtat. Ihr
Bett stand gegenüber dem Fenster in einer kleinen Nische, an der Wand spannte
eine Lichterkette, die ihre Mom unbedingt hatte anbringen wollen. »Das ist doch
genau das, was Mädchen in deinem Alter toll finden, nicht, Süße?«, hatte sie gesagt
und Mia hatte es zähneknirschend hingenommen. So war sie eben, weil sie es nicht
mochte, wenn sie den enttäuschten Gesichtsausdruck ihrer Mutter sah. Plötzlich fing
der Wecker wieder an zu klingeln. Waren die fünf Minuten wirklich schon rum…?
Jetzt mal ehrlich. Würdest du ein Buch, das so anfängt, weiter lesen wollen?
Vermutlich hätte ich der Geschichte noch bis Kapitel zwei eine Chance gegeben –
aber es dann zur Seite gelegt. Warum? Weil schon der Anfang des Romans nicht
fesselnd ist. Und wenn der Anfang schon kein richtiger Eye-Catcher ist, muss der
Plot umso beeindruckender und mitreißender sein.
Was kann ich denn beim Anfang falsch machen?
Für gewöhnlich gibt es zwei Arten von Jungautoren, wenn sie gerade ihre erste
Geschichte schreiben, ohne vorher jemals einen Schreibratgeber gelesen oder sich
über Schreibtechniken informiert zu haben.
Es gibt die, die ihre Figuren mit der klassischen Wecker-Szene aufstehen lassen.
Dann drücken die Protas (wie in dem obigen Beispiel) auf die Schlummer-Taste,
legen sich murrend zurück in die Kissen und springen dann alarmiert aus dem Bett,
weil sie sonst den Bus verpassen. Im Bus erfolgt dann meistens eine klassische Ich-
bin-Vorstellung, gefolgt von der Entlarvung als Schulfreak, die in etwa so abläuft:
Wenn du dich jetzt fragst wer ich bin, mein Name ist Mia Meyer, ich bin 16 Jahre alt
und habe blonde, etwa schulterlange Haare. Meistens trage ich Kontaktlinsen, aber
heute trage ich meine Brille, weil ich keine Zeit mehr hatte, deshalb starren mich alle
auch so an. Vielleicht starren sie aber auch, weil ich der Freak der Schule bin.
Dann gibt es noch die, die notgedrungen Spannung erzeugen wollen. Ich nenne
diese Szenen immer liebevoll die Catch me, if you can – Szenen. Meistens wird vor
dem eigentlichen Anfang der Geschichte (der dann meistens die Wecker-Szene ist),
ein Prolog geheftet, in dem jemand verfolgt wird. Das ist doch spannend! – Ähm nee,
ist es leider nicht, weil man das schon überall irgendwo gelesen hat. In besonders
schlimmen Fällen kommt dann auch noch ein typischer Wetterbericht dazu:
Über den Wipfeln der Tannen lag ein nebeliger Dunst, durch den sich das Mondlicht
brach und den taufeuchten Farn erhellte, der den matschigen Pfad säumte. Ein kalter
Wind wehte, der sich mit dem Rascheln der Blätter vermischte. Unter das Rascheln
mischte sich das Getrappel eiliger Schritte. In dem silbrigen Mondschein löste sich
ein Schatten aus dem Schutz der Bäume, seine Stiefel versanken in dem Matsch des
Weges, sodass das Schmatzen der Schuhe den Schatten verriet.
»Da läuft er!«, hörte er die wütenden Rufe der Ritter hinter sich. Er konnte spüren,
wie der Boden unter den Hufen der Pferde bebte und wie die Ritter mit ihren Pfeilen
auf ihn zielten…
Dies ist vielleicht ein klassischer Anfang eines Fantasy-Romans und so spannend
der Prolog in diesem Falle anfangs vielleicht auch klingt, so erfüllt er jegliche
Klischees, die Fantasy-Romanen nachgesagt werden. Dabei geht es hier nicht um
die Verfolgungsjagd an sich (an einer anderen Stelle des Romans oder als
Vorhersehung am Anfang mag das eine sehr gut gewählte Szene sein!), sondern um
die Tatsache, dass dieser Romanafang inzwischen ziemlich ausgelutscht ist.
Genauso wie die Wecker-Szene. Wenn du deine Leser schon auf der ersten Seite
fesseln willst, dann solltest du auf jeden Fall die Finger von diesen Anfängen lassen.
Allerdings geht es nicht nur um den ersten Satz oder die erste Seite. Es geht auch
um den Verlauf der Szene. Bombardiere deine Leser nicht sofort mit einem Schwall
an Informationen (auch Infodump genannt), sondern baue sie geschickt mit ein.
Wenn du schon auf Seite drei die kompletten Familienverhältnisse aufgezählt hast,
kannst du von Glück reden, wenn jemand noch bis Seite fünf weiter liest. Diese
Details merkt sich niemand, vielleicht muss man die Szene auch ein zweites Mal
lesen, um sie zu verstehen, und das halten die Wenigsten durch. Dabei gibt es
tatsächlich Autoren, die diesen Stil konsequent durchziehen. Einigen mag das ganz
gut gelingen, die Infos so geschickt zu verpacken, dass man trotzdem weiterlesen
will, aber das können nur die Wenigsten. Baue am besten erst einmal eine Handlung
aus – und fange dann mit den Erklärungen an.
Wie schreibe ich dann einen guten Anfang?
Vielleicht sehen manche den Anfang eines Romans wie die Einleitung bei der Fach-
oder Bachelorarbeit und sind davon überzeugt, den Anfang erst am Schluss zu
schreiben. Für mich bedeutet der Anfang immer, dass ich auch die Figuren besser
kennenlerne und sehe, wie sie sich verhalten.
Die Leser wissen nicht, wie die Figuren wirklich sind und es wäre schade, schon am
Anfang der Geschichte ihre ganze Tiefe und all ihre Geheimnisse zu verraten. Zeige
deshalb nur einen kleinen Teil von den Figuren und fächere ihre verschiedenen
Facetten im Laufe der Geschichte immer weiter auf. Am besten schaffst du deshalb
eine Atmosphäre, die für deine Figur ungewöhnlich ist. Also fällt die Wecker-Szene
aus Prinzip schon einmal weg, schließlich steht jeder Mensch morgens auf – anders
wäre es, wenn es ein gaaaanz besonderer Tag (z.B. ein Umzug, der Morgen der
Hochzeit, etc.) wäre, vielleicht könnte man dann ausnahmsweise über die Wecker-
Szene hinwegsehen. Aber nur vielleicht.
Überlege dir etwas, das den normalen Tag deines Protas stört. Ist es eine seltsame
Begegnung auf der Straße? Fliegt deinem Prota womöglich eine Zeitung ins
Gesicht? Vielleicht ist deine Figur ja auch auf dem Weg, um Außerirdische von einer
Raumstation abzuholen. Was wäre, wenn deine Figur in einen Hinterhalt gerät und
direkt in ein Abenteuer geschleudert wird? Auf einmal findet sich dein Prota auf
einem Schiff der Rebellen wieder und wenn deine Figur überleben will, dann muss
sie handeln. Entschließt sie sich dazu, die Rebellen zu unterstützen oder wählt sie
den Tod? Und warum könnte gerade dein Prota noch nützlich für die Rebellen sein?
Vielleicht könnte der Anfang deiner Geschichte dann ja so aussehen:
Der Boden vibrierte unter ihren Füßen, als das Raumschiff dem Asphalt des
Landeplatzes immer näher kam. Durch Mias Adern rannte ein warmes Prasseln, das
ihre Hände mit einem dünnen Schweißfilm überzog. Sie sprang von einem Bein auf
das andere, während sie immer wieder auf ihre Armbanduhr starrte, die ihr Dad ihr
zum letzten Geburtstag geschenkt hatte. Bei dem Gedanken an ihn zog sich ihr Herz
schmerzend zusammen, aber die Aufregung vertrieb die kurzen Sekunden des
Kummers und ließ sie von einer Seite des sterilen Wartebereichs zur anderen
blicken.
»Jetzt mach dich mal locker«, hörte sie die Stimme ihres besten Freundes Nick zu
sich durchdringen, die sich mit dem Stimmengewirr der anderen Wartenden
vermischte. »Wenn der Brink dich so sehen könnte… und das um diese Uhrzeit!«
Bei der Anspielung auf ihren Chemielehrer verzog sie die Lippen nach unten.
»Ja, gut, dass der nicht hier ist. Man holt ja auch nicht jeden Tag eine außerirdische
Lebensform von der Raumstation ab, oder?«
Nick warf ihr nur einen amüsierten Blick zu und widmete sich dann wieder seinem
Sudoku, während Mias Bein unruhig auf und ab wippte. Durch ein kleines Fenster
konnte sie auf den Landeplatz sehen, der von den großen Scheinwerfern erleuchtet
und in blendend weißes Licht getaucht wurde. Wann kamen sie denn endlich?
Würden sie tatsächlich genauso aussehen wie Menschen? Oder besaßen sie
schlussendlich drei anstatt zwei Augen?
Endlich öffnete sich die Rampe des Raumschiffes, das zum Vergleich der normalen
Flugschiffe um einiges größer war.
»Da! Es ist so weit!« Aufgeregt zog sie an Nicks Strickjackenärmel. »Sie kommen,
sie kommen!«
Seufzend ließ Nick sein Sudoku-Heft auf den Stuhl neben sich fallen und richtete
seine Aufmerksamkeit auf die automatisch aufgehende Tür in Richtung des
Landeplatzes. Eine einzige Silhouette trat auf sie zu, groß und kastenförmig wie ein
Schrank. Das war bestimmt einer der Beauftragten, der die kleine Gruppe von
Flüchtlingen betreute und sie nun über den Stand der Dinge informieren wollte.
Aber als die Tür aufschwang, heftete sich Mias Blick auf keinen Tauben-ähnlichen
Orden, an dem jeder die Friedensbeauftragten erkennen konnte. Er heftete sich auf
die Waffe, die der Mann auf ein kleines Mädchen richtete, das am Boden mit seiner
Puppe spielte…
Wenn du also den Anfang deines Romans schreibst, zeige deinen Lesern nur einen
kleinen Teil deiner Figuren. Ihre ganze Lebensgeschichte und detaillierte
Vorstellungen zu beschreiben, wäre langweilig und erzeugt keine Spannung.
Versuche schon am Anfang, Spannung zu erzeugen, indem du schnell deine Figuren
aus ihrer Komfortzone lockst. Lass sie scheitern, mache ihnen Angst oder lass sie
den vielleicht schönsten Moment ihres Lebens genießen. Die Leser kennen die
Geschichte nicht, sie wissen nicht, wie sich der Plot entwickelt und zu den Figuren
sind sie anfangs eher distanziert. Du, als Autor, solltest deshalb alles daran setzen,
um deine Leser zu catchen, und das geht am besten mit Spannung.
Ich wünsche dir viel Spaß beim Ausprobieren.
Dieser Post im #sweekkeeperblog kommt von eurer SweekKeeperin Viktoria @ViktoriaChristians. Sie schreibt gerne Young Adult und Fantasy.
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